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Von der Kunst der achtsamen Bewegung

Und warum dir Sport auch schaden kann

Bild einer joggenden Frau bei Sonnenuntergang

Jetzt im Frühling treibt es uns wieder raus in die Natur. Wir haben wieder Lust, uns zu bewegen und die im Winter angefutterten Pfunde loszuwerden.

 

Und die Medien sind voll mit Tipps zum Abnehmen und Sporttreiben. Doch was ist der richtige Sport für dich - jenseits von allen Trends? 

 

Wann uns Sport gut tut und wann nicht, wie du deine sportlichen Bemühungen hinterfragen und die für dich stimmige Form des Sportelns findest, das ist Inhalt dieses Artikels. 

 

Viel Freude damit!

 

Wann ist Sport gesund? - Persönliche Gedanken

Manchmal gehe ich im Wald spazieren, bin ganz versunken in die Beobachtung von Vögeln, Insekten und Pflanzen. Bis mich ein Stampfen und Schnaufen aus meiner Verzückung reißt. Ein Jogger kommt. Seine Füße trommeln auf den Boden, der Oberkörper scheint den Rest des Körpers hinter sich herzuzerren, die Atmung klingt sehr angestrengt. Und ich frage mich, ob das noch gesund ist. Ob dieser Mensch wirklich gern joggt oder ob er glaubt, dass er das tun sollte, um sich gesund zu erhalten.

 

Ein anderes Mal begegnet mir eine sehr durchtrainierte Frau. Sie läuft elegant und schnell und ich beginne schon sie zu bewundern. Denn ich bin keine sonderlich ausdauernde und trainierte Läuferin. Ich gehe ja auch viel lieber spazieren. ;-) Dann aber sehe ich, dass diese Frau ihr Smartphone an den Oberarm gebunden hat und Kopfhörer trägt, aus denen ich im Vorbeilaufen antreibende Musik höre. Und ich frage mich, ob diese trainierte Frau dem Rhythmus ihres Atems und ihres Herzens lauschen und folgen kann oder ob sie lieber der umgeschnallten Technik folgt.

 

Ideale, Trends und Schönheitswahn?

Und dann denke ich an all die Menschen, die Sport machen, um einem (Schönheits-) Ideal zu entsprechen. Was im Umkehrschluss für mich bedeutet, dass sie sich wohl so wie sie sind nicht schön finden, nicht akzeptieren, nicht lieben.

 

Ich lasse meine eigenen Bemühungen rund um den Sport Revue passieren und stelle fest: Verletzungen sind immer dann entstanden, wenn ich meinem Kopf statt der Weisheit meines Körpers gefolgt bin. Wenn ich sollte und wollte statt den Impulsen meines Körpers zu folgen.

 

In Bewegung gehe ich besonders gern und empfinde sie als besonders wohltuend, wenn ich dem Rhythmus meines Atems, der Freude an den Bewegungen folgen kann. Wenn ich meinen Körper in all seiner Beweglichkeit, Besonderheit, Kraft und Schönheit spüren und erforschen kann. Wenn es nicht um Leistung, Schönwerden oder Bonuspunkte bei der Krankenkasse geht, sondern um die Freude an meinem Körper, am Leben.

 

Die Intention macht die Musik

Ich finde: Die Intention, die Absicht macht die Musik – beim Sport wie bei allem anderen in unserem Leben. Wenn wir uns zum Sport zwingen, um einem Ideal zu entsprechen, wenn wir eine Sportart aus Statusgründen wählen oder weil sie gerade trendy ist, dann überhören wir allzu oft die Stimme unseres Körpers. Wenn wir auch im Sport Leistung wollen und uns nur für stetige Leistungssteigerung wertschätzen, dann streikt früher oder später unser Körper. Einseitige oder zu hohe Belastungen durch überhöhte Ansprüche an uns selbst lassen Sehnen reißen, Gelenke verschleißen, Knochen brechen.

 

Ich liebe Qi Gong und Yoga so sehr, weil es bei diesen Sportarten nicht um Leistung geht, sondern um die Intention, mit der ich bestimmte Bewegungen und Übungen absolviere. Jede Übung hat auch eine Wirkung auf den Geist und eine für den Geist anregende Bezeichnung. Sie harmonisiert, stimuliert, trainiert und entspannt zu gleichen Teilen. Und doch neigen wir im Westen dazu, auch in diese Bewegungsarten unseren Leistungsanspruch hineinzutragen. Auch ich bin anfänglich der vertrauten Idee gefolgt, besonders „gut“ Yoga machen zu wollen, besonders dehnfähig zu sein, die Übungen besonders gut durchzuführen, den Sonnengruß möglichst oft zu machen und habe mich damit nicht nur jeglichen Genusses und jeglicher Freude an meinem Körper beraubt, sondern habe mir auch den ein oder anderen Hexenschuss zugezogen.

 

Was ist dein Antrieb, um Sport zu treiben?

Heute mache ich Sport aus Liebe. Weil ich mir Gutes tun möchte. Weil ich meinen Körper liebe und voller Staunen über seine Funktionsweise, über seine Möglichkeiten, seine Selbstheilungskräfte und seine ganz eigene Weisheit bin. Weil ich mich daran freue, diesen Körper zu haben – so wie er ist. Weil ich mich daran freue, dass mir mein Körper ein Zuhause ist. Dass er Tempel meiner Seele ist. Weil ich weiß, dass mein Körper so einiges zu kompensieren hat, denn ich mute ihm Vieles zu.

 

Es ist eine innige Freundschaft und liebevolle Beziehung zu meinem Körper entstanden, die uns beiden gut tut. Eine Beziehung auf Augenhöhe. Und das macht nicht nur glücklich, sondern auch gesund. :-)

 

Wenn du Sport treiben möchtest, der dir wirklich gut tut, dann finde ich lohnt es sich, dir folgende Fragen zu stellen:

 

  • Aus welchen Gründen machst du Sport?
  • Sollst du, willst du oder folgst du der Freude?
  • Wie fühlst du dich beim und nach dem Sport?
  • Leistest du oder probierst du dich freudig aus?
  • Folgst du deinen eigenen Impulsen oder denen von Ärzten, Trainern, Apps, Medien oder deinen Freunden?
  • Wie stehst du zu deinem Körper?
  • Kannst du ihn voll und ganz annehmen und lieben, wie er ist?

 

Und dann möchtest du deine Sportbemühungen vielleicht ganz neu gestalten - aus Liebe zu deinem Körper. Jede Bewegung aus der Liebe zu deinem Körper heraus, im Respekt für seine Grenzen und im Vertrauen auf seine Weisheit machen. Vielleicht aber auch ganz anders. Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung!

 

 

Lass' dein Licht leuchten!

Alles Liebe, deine Inga

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Kommentare: 2
  • #1

    Heidrun (Dienstag, 09 April 2019 14:03)

    Erquickt von diesem humorvollen Artikel möchte ich Dir verraten, daß ich dabei bin, aus der Welt der Bezeichnungen auszusteigen. So ist es mir egal, ob man Treppen hoch- und runterrennen,
    fahrradfahren, durch den Wald streifen, um den Block schlendern, mit den Händen in den Hosentaschen am Fenster stehen und blicklos in die Ferne schauen, mich auf dem Stuhl hin und her wiegen "Sport" nennt oder auch nicht. Mein Körper liebt neben vielen anderen diese Bewegungen, die halten mich vital genug.
    Herzlichen Dank und liebe Grüße

  • #2

    Inga Dalhoff (Dienstag, 09 April 2019 14:18)

    Danke für deine schöne Anregung, liebe Heidrun! :-)